22.03.2016 (Di)
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Das BKVGS-Ghana-Team beim Beerdigungsritual in Ghana
Sterben in Ghana bedeutet nicht nur den Verlust eines Familienmitgliedes, sondern auch die Vorbereitungen auf einen Festakt, den man so in keinem anderen Land beobachten kann. Eine Beerdigung in Ghana ist etwas ganz Besonderes und ein wichtiges Ereignis in der jeweiligen Familie und Gemeinde. Die Beerdigung kann reinen Gewissens als Feierlichkeit und Festivität bezeichnet werden. Das Begräbnis ist zwar durchaus eine traurige Angelegenheit und es wird viel getrauert und geweint, danach folgt allerdings ein manchmal über Tage hinweg andauernder Festakt, um dem Verstorbenen die letzte Ehre zu erweisen, ihm zu danken, ihn zu preisen und den Ahnen zu überbringen.
Die Beerdigung findet oftmals erst einige Wochen nach dem Tod statt. Somit hat die Familie genug Zeit die Beerdigung vorzubereiten, wozu oftmals (wenn die Familie es sich leisten kann) ein bestimmter personalisierter Sarg angefertigt wird. Die Beerdigung findet immer über ein Wochenende statt, unter Anderem ebenfalls damit vielen Gästen die Anreise ermöglicht werden kann. So bald wie möglich nach dem Tod, druckt die Familie Plakate, welche in der näheren Umgebung des Hauses des Verstorbenen aufgehängt werden. Darauf ist meist ein Bild des Verstorbenen zu sehen, das Alter und ein Segensspruch oder Ähnliches.
Freitags wird Totenwache gehalten. Die Familie trifft sich um den Toten aus der Kühlhalle abzuholen und mit viel Aufsehen in das Heimatdorf zu bringen, wo über das Wochenende die Beerdigung stattfindet. Oft sieht man dann einen Strom von Menschen, welche mit Instrumenten singend die Bahre begleiten und den Menschen auf der Straße zeigen, dass ein geliebter Mensch verstorben ist.
Beerdigungen finden fast immer draußen statt, da so viele Gäste meistens nirgends rein passen und es viel günstiger ist Pavillions aufzustellen, als eine ganze Halle anzumieten. Meistens werden Pavilllions mit vielen Plastikstühle auf einer großen Wiese im Viereck aufgestellt, sodass jeder die gastgebende Familie sehen kann. Die Mitte ist zum Tanzen gedacht. Der/die Verstorbene legt man in ein schönes Zimmer, in welchem der Leichnam schön hergerichtet und aufgebahrt wird. So können sich die Familienangehörigen und Angereisten nochmals von der Person verabschieden. Oft steht dies nur der engen Familie zu, manchmal ist der Raum aber auch für Alle eine Stunde offen.
Spätestens am Samstag reisen die Gäste an. Für Kost und Unterbringung muss die Gastgebende Familie sorgen. Es ist üblich, dass man nach Ankunft auf der Beerdigung relativ schnell die betroffenen engen Angehörigen ausfindig macht und diese begrüßt und Beileid ausdrückt. Meist sitzt die Familie in einer Reihe unter einem Pavilllion um Begrüßungen, Beileidsbekundungen und etwaige Geschenke entgegen zu nehmen. Es bildet sich relativ schnell eine Schlange von Gästen, die ansteht, um der Familie die Hand zu geben. Geschenke an die Familie sind üblich, allerdings keine materiellen Geschenke sondern vor allem Geld oder Grabgestecke. Typische Grabgestecke darf man sich aber nicht wie in Deutschland Übliche vorstellen. Es ist meist ein aus buntem glänzendem Plastik, Papier, Bändeln und Schleifen gefertigter Kranz in allen möglichen Größen, Farben und Formen.
Es wird ein großer Gottesdienst abgehalten indem viel gesungen und getanzt wird. Der Gottesdienst gliedert sich meistens in Predigt, Gebete (auch aus Reihen der Besucher), Gesang und Tanz und (in den katholischen Gemeinden) der Kollekte, denn es ist üblich mehrmals während dem Gottesdienst etwas Geld in die Kollekte zu werfen. Entweder vor oder nach dem Gottesdienst stellt sich die enge Familie des Angehörigen nochmals vor und begrüßt die Gäste offiziell. Sie dankt für die Anreise, die Geschenke und erinnert an den/die Verstorbenen.
Das eigentliche Begräbnis findet am späten Nachmittag des Tages statt. Gemeinsam wandert die Trauergemeinde zur vorgesehenen Ruhestätte. Im Gegensatz zum sehr lauten Zug am Freitag, ist dieser nun sehr still, Frauen wehklagen und weinen. Nachdem der Sarg in die Erde heruntergelassen wurde, legen die Angehörigen die Blumenkränze nieder. Der Pfarrer spricht, die meisten beten laut vor sich hin. Zu dieser kleinen Zeremonie gehörrn dann oft nur noch die Familie und enge Freunde. Beerdigt wird auf dem Friedhof der jeweiligen Gemeinde. In Ghana ist es allerdings nicht üblich, das Grab zu bepflanzen und ständig zu erneuern. Gerade auf dem Land, sind die meisten Friedhöfe verwildert.
Es findet ein weiterer, meist sehr langer Gottesdienst statt, es wird gegessen und dem/der Toten gedacht. Montags ist die eigentliche Feier zu Ende. Die Angehörige treffen sich aber oft noch, um Erbschaftsangelegenheiten zu klären. Aber auch um die Gelegenheit zu nutzen, da viele von weit her anreisen und ihre Verwandten nicht oft sehen.
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